Wallfahrtskapelle Etzelsbach „St. Marien“

Mitten im schönen Eichsfeld zwischen Harz und Werra liegt der kleine Ort Steinbach,
er gehört zum Bundesland Thüringen.
„Ich weiß nicht, dass ich jemals von der zauberhaften Schönheit eines Erdenfleckens so
innerlichst berührt worden wäre“, schrieb der Dichter Theodor Storm vor 150 Jahren über
das Eichsfeld.
Einfach nur Ausspannen, sich vom Alltagsstress oder auch von Verletzungen oder Krankheiten
erholen – das kann man im Eichsfeld fast überall.
Die Region liegt zwar im Herzen Deutschlands, aber ausreichend entfernt von den
Ballungszentren, um Ruhe und Erholung zu versprechen.
Die Natur ist intakt, Landschaft und Orte sind malerisch, die Menschen im Eichsfeld gelten
als besonders gastfreundlich.
Mitten aus dem Grün einer prächtigen Lindengruppe in einem Talgrund unweit des Dorfes
Steinbach lugt der Turm der Wallfahrtskapelle von Etzelsbach hervor.
Der Name der Kapelle ist mit Sicherheit mit dem Bach hinter der Kapelle, dem Etzelsbach,
in Zusammenhang zu bringen.
Hierher finden alljährlich vier Wallfahrten statt, von denen die „Pferdewallfahrt“ anläßlich des
Festes „Mariä Heimsuchung“ eine Besonderheit darstellt.

Damals
In der Vergangenheit war Etzelsbach einst ein ganzes Dorf.
Bis heute ist unklar, ob der kleine Ort während des schrecklichen Bauernkrieges
zerstört worden ist oder durch die Folgen eingegangen ist.
Der Wallfahrtsort wird erstmals im Schadenverzeichnis des Zisterzienserinnenkloster
Beuren erwähnt.
Da Etzelsbach und die Kapelle dem Kloster gehörten, ist Eztelsbach auch dort auf
der Schadensliste mit aufgenommen worden, die die entstandenen Schäden während des
Bauernkrieges dokumentiert.
Im Bauernkrieg wurden viele Klöster geplündert und zerstört.
Der Hass der Untertanen auf das Kloster Beuren, zu dem Etzelsbach gehörte, wird die
Ursache für die Zerstörung gewesen sein. In der nachfolgenden Reformationszeit wird das
Kloster, das im Bauernkrieg ebenfalls verwüstet wurde, nicht die finanzielle Kraft gehabt
haben, die Kirche zu Etzelsbach wieder aufzubauen.
Am 2. Mai 1525 wurde das Zisterzienserinnenkloster Beuren von aufständischen Bauern
komplett zerstört.
Am 1. Juni 1525 wurden die Kapelle und die Kirche niedergebrannt.
Man ging somit davon aus, dass das Inventar der Kirche ebenso vernichtet wurde, das
Gnadenbild mit eingeschlossen.
Die Kirchenglocke ist wegen ihres materiellen Wertes von den aufständigen Bauern
mitgenommen worden.
Durch den vorhandenen Schadensbericht läßt sich somit vermuten, dass in Eztelsbach
schon im 15. Jahrhundert ein Gotteshaus und eine Wallfahrtskapelle existierten.
Durch die Ereignisse im Jahre 1525 wurde die Wallfahrt eingestellt.
In späteren Ausgrabungen im Rahmen der Bauarbeiten an der Kapelle im Jahre 1897 fand
man menschliche Überreste in geordneten Gräbern.
Dies war eine weitere Bestätigung dafür, dass in Etzelsbach früher ein ganzes Dorf stand.

Die Legende um Etzelsbach
Der Legende nach wurde nach dem Untergang die Fläche einst in Ackerland umgewandelt.
Als eines Tages ein Bauer die Äcker pflügen wollte, fielen seine Pferde an einer Stelle auf die
Knie. Mit großer Mühe konnte der Bauer sie zum Weitergehen bewegen. An der Stelle aber,
wo sie niedergekniet hatten, wichen sie aus. Als sie erneut dort vorbei kamen, blieben die
Pferde wieder stehen und fielen nieder.
Dies wiederholte sich noch ein drittes Mal, was dem Bauern zu denken gab.
Er holte Hacke, Schaufel und Spaten und begann zu graben.
Seine Grabung brachte zu seinem Erstaunen eine Holzschnitzerei zu Tage.
Er säuberte sie und erkannte ein Bild der Schmerzensmutter.
Später ließ der Bauer an dieser Stelle eine Kapelle errichten und stellte es darin auf.
In der Gegend sprach sich das Ereignis herum, und Etzelsbach wurde zum Wallfahrtsort.
Seitdem kommen jedes Jahr die Bauern aus dem Eichsfeld und halten dort mit ihren
Pferden eine Wallfahrt.
Nach dem Wallfahrtshochamt werden die Pferde von ihnen in Prozession um die Kapelle
geführt, als Lob, Dank und Bitte.

Das Gnadenbild von Etzelsbach
Wie an vielen Marien-Wallfahrtsorten wird auch in der Wallfahrtskapelle zu Etselsbach
eine Pieta als Gnadenbild verehrt.
Die Pieta ist eine Darstellung Mariens, die ihren vom Kreuz abgenommen toten Sohn auf
ihrem Schoß hält.
Mit Hilfe dieses Bildes wurde den fünf Wunden Jesu gedacht, der im Schoß seiner Mutter
ruht.
Eine Besonderheit bei der Figur ist die Lage des Leichnams. Die seltene Darstellung, dass
der Leichnam Jesu mit dem Kopf auf der rechten Seite liegt. Auch die Seitenwunde Jesu ist
dem Besucher nicht zugewandt, was für ein Bild, das die fünf Wunden besonders hervorstellen
möchte, eher unüblich ist.

Die Wallfahrt
Nach der Zerstörung der Kirche blieben vielfach Pfarrer und Küster dort wohnen,
um regelmäßig den Gottesdienst zu halten.
Allmählich wurde es den längst weggezogenen Dorfbewohnern zu lästig, ihre Kirche noch
regelmäßig zu besuchen.
Der Gottesdienst wurde auf einzelne Tage und Feste eingeschränkt und aus der einstigen
Kirche wurde eine Kapelle.
Von Zeit zu Zeit gingen Prozessionen dahin so fanden sich an bestimmten Festtagen große
Scharen von Gläubigern aus Nah und Fern zusammen.
So entstand die Wallfahrt.
Ab 1602 verwendete man einen tragbaren Altar, da die Kapelle immer noch stark zerstört
war. Erst 1801 wurde eine neue Kapelle an der Stelle der alten errichtet.
Da aber die Wallfahrt sich großer Beliebtheit erfreute und die Kapelle nicht den Pilgerstrom
fassen konnte, wurde 1898 nach den Plänen des Franziskaners Paschalis Gratze die heute
noch bestehende Kirche erbaut und eingeweiht.

Pferdewallfahrt
Noch heute ist Etzelsbach bekannt für seine Pferdewallfahrt die am 2. Sonntag nach
Mariä Heimsuchung stattfindet.
In den Jahren, in denen die Pest im Eichsfeld wütete pilgerten die Gläubigen mit ihrem Vieh
zur Kapelle Etzelsbach und baten die heilige Mutter Gottes, das die Sterbesnot aufhören
möchte.
Ein Bauer hingegen ließ sein Pferd daheim im Stall und als er von der Prozession
wiederkehrte, lag es tot im Stall.
Die übrigen Pferde sind nach der Prozession genesen.
Die umliegenden Ortschaften folgten dem Beispiel und deren Pferde sind ebenso gesund
geworden.
Als im Zisterzienserinnenkloster Wöltingerode (dem Mutterkloster von Beuren) die Pferde
und anderes Vieh erkrankten, schickte die Äbtissin um Fürbitte durch die Mutter Gottes
gegen das Sterben zu erhalten zwei wächserne Pferde und ein Altartuch nach Etzelsbach.
Die Pferde wurden wieder gesund.
Später wurden die Pferde des Klosters Beuren krank und die Nonnen folgten dem Beispiel
ihrer Mitschwestern von Wöltingerode.
Längst gab es unter den Bauern der Umgebung einen besonderen Ruf um Etzelsbach bei
Pferdekrankheiten und die Führbitte um Bewahrung vor Krankeiten, so dass die Bauern mit
ihren Pferde nach dort zogen.

Die Bauern führen ihre Pferde dreimal um die Kapelle und reiten dann wieder nach Hause.
Wenn die Reiter wieder zurück sind, geht es mit der Prozession nach Etzelsbach.
Das ansteigende Intresse am Reitsport ist auch bei der Pferdewallfahrt nicht unbemerkt
geblieben. Heute nehmen im Schnitt 280 bis 350 Pferde und Ponys an Wallfahrt teil und
etwa 7.000 Wallfahrer.
(Spitzenwerte zur Zeit der Wende lagen bei 13.000 Wallfahrern).
Seit 1978 erfolgt nach Abschluß des Wallfahrtgottesdienstes die Segnung der Pferde.
Die teilweise geschmückten Pferde werden am Außenaltar vorbeigeführt, und der Pfarrer
segnet sie mit Weihwasser.

Besonderheiten in Etzelsbach
Ein besonderer Brauch an den Wallfahrtstagen ist noch heute, dass Wallfahrer sich vor das
Gnadenbilde stellen und den vom Schmerz und Tod gezeichneten Jesus mit einem Tuch
abwischen.
Das Tuch nehmen die Wallfahrer mit zu den zu Hause gebliebenen Alten und Kranken und
wischen Ihnen die Stirn oder die kranke Körperstelle damit ab.

Die Kapelle
Das Äußerer der Kapelle wird durch das spitzbogige Tor geprägt.
An tradiotionellen Wallfahrtstagen ist es weit geöffnet. Für den Gottesdienst
wird eine Altarplattform aufgebaut, damit alle Wallfahrer dem Gottesdienst folgen können.
Über dem Tor befindet sich eine lebensgroße Figur des Engels Gabriel.
Die jetzige Kapelle wurde, weil die alte zu klein war, in den Jahren 1897 – 1898 unter
Pfarrer Hesse und dem Architekten Cordier aus Heiligenstadt erbaut.
Sie ist der in den Himmel aufgenommenen Mutter Gottes geweiht, deshalb das Mittelfenster
mit der Aufnahme Mariens in den Himmel.
Die beiden Reliefs bei der heiligen Mutter Anna linke Seite – stellen „die Verheißung des
Messias“ nach und das „Opfer Abrahmans“ dar.
In den Rundfenstern sind die 14 Nothelfer abgebildet.
Im Eichsfeld erfahren die 14 Nothelfer große Verehrung. in Kirchen und Kapellen findet
man ihre Darstellungen.
Besondere Aufmerksamkeit gilt den heute noch vorhandenen Wandbildern und Ausmalungen
des Gewölbes im Chor.
Am beeindruckensten ist wohl die Darstellung des Apokalyptischen Reiters an der Westseite
der Kapelle. Dieses und das Gemälde im Chorraum „Auffindung des Gnadenbildes“ stammen
vom selben Kunstmaler Willy Jakob aus Würzburg und entstanden etwa im Jahr 1929.
Vor dem 100-jährigen Jubiläum der Kapelle erfolgte 1996 eine gelungene Renovierung.
Die Farbgebung orientiert sich an der früheren Bemalung.
Mehrere Fenster wurden restauriert, der Fußboden erneuert.
Die Steinbächer sind mit ihrem Wallfahrtsort eng verbunden. Über Generationen haben sie
Dienste an der Kapelle übernommen, ohne die Wallfahrten nicht denkbar wären.
Aber auch Einsätze bei Instandsetzungen und Pflegearbeiten sind zu nennen.
Wen wundert es, wenn sie „Ihrer Gottesmutter“ dankbar dafür sind, dass sie den Ort auch in
schwierigen Zeiten unter ihren besonderen Schutz nahm.
Der Heiligenstädter Bildhauer Werner Löwe arbeitet zurzeit an einem Bronze-Relief,
das Papst Johannes Paul II. zeigt und noch vor dem Besuch Benedikt XVI. an der Westfassade
der Wallfahrtskapelle Etzelsbach angebracht werden soll.

Der Papstbesuch im September 2011
Nachdem die Deutsche Bischofskonferenz die konkreten Besuchspläne des Papstes bekannt
gegeben hat, herrscht im katholischen Eichsfeld Hochstimmung.
Das Interesse an der ältesten Wallfahrtskirche des katholischen Eichsfeldes ist sprunghaft
gestiegen.
Der heilige Vater hat sich, im Rahmen seines Deutschlandaufenthalts, ausdrücklich den
Besuch einer Marienwallfahrtsstelle gewünscht.
Der Papst wird nun am 23. September 2011 eine Vesper an der kleinen Etzelsbachkapelle
zelebrieren.
Das Motto des Papstbesuches lautet „Wo Gott ist, da ist Zukunft“.
Der Eichsfelder Propst Heinz sprach von einem Jahrhundertereignis.
Die Vorbereitungen hätten bereits begonnen.
Kostenlose Eintrittskarten für den Gottesdienst an der Wallfahrtskirche in Etzelsbach mit
Papst Benedikt XVI. können Sie ab Mitte Mai bestellen.

Die Lage
Von unseren Ferienwohnungen in Bad Sachsa / Steina aus ist Steinbach im Eichsfeld
etwa 47km entfernt.
Mit dem Auto brauchen Sie ungefährt 50 Minuten für die Fahrt.

Die Entfernung von Bad Lauterberg nach Steinbach beträgt etwa 46 km.
Die Fahrzeit beträgt also auch etwa 50 Minuten.

Genießen Sie einige schöne Tage im Harz und seien Sie dabei, wenn Papst Benedikt XVI
auf seinem Deutschlandbesuch in Etzelsbach eine Vesper zelebriert.