Der Harz – Mittelgebirge in drei Ländern

„Auf die Berge will ich steigen, wo die dunklen Tannen ragen, Bäche rauschen, Vögel singen, und die stolzen Wolken jagen.“ Heinrich Heine, der letzte deutsche Dichter der Romantik, hat seine Sympathien für die Landschaft im Harz in Verse geschmiedet.

Und Johann Wolfgang von Goethe widmete der Walpurgisnacht auf dem „Blocksberg“ im Faust seine Aufmerksamkeit. Und wo ist dieses Mittelgebirge zu finden? Die Antwort ist nicht ganz einfach, denn der Harz verteilt sich über drei Bundesländer: Niedersachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt.

Der „Berg der Deutschen“

Der höchste Gipfel im Harz ist der Brocken mit seinen 1141 Metern. Für viele ist dies der „Berg der Deutschen“, denn er markierte bis zur Wiedervereinigung die Grenze zwischen der Bundesrepublik und der DDR. Zwischen 1961 und 1989 war dies ein Sperrgebiet – nicht passierbar für Besucher.

Goethe hat übrigens den Brocken erwandert. Gemeinsam mit einem Förster machte er sich vom Torfhaus auf die Socken zum „Gipfelsturm – am 10. Dezember 1977.

Zum legendären Hexentanzplatz

Seit dem Mittelalter war der Harz ein Gebirge voller Rätsel und Mythen. Wilde Walpurgisnächte sollen die Hexen hier gefeiert haben. Wer auf ihren Spuren wandeln möchte, der muss sich von Osterode im westlichen Harz über den Hexen-Stieg nach Thale begeben.

Dort befindet sich der legendäre Hexentanzplatz. Dies alles ist natürlich ein Pfad des Aberglaubens, doch diese Wanderung hat vor allem landschaftliche Reize. Sie berührt das Torfhaus, den Oderdeich, St. Andreasberg und die Grube Samson, wo einst nach Silber gegraben wurde.

Ein Bergwald mit wilden Flüssen

Im Mittelalter war dieses Gebirge als „Hart“ bekannt. Dies ist ein anderes Wort für „Bergwald„. Und so präsentiert sich diese Region noch heute. Mit einer reichen Flora und Fauna, mit wilden Bächen und Flüssen. An vielen Orten findet man Teiche und Stauseen. Geschützt wird die Natur durch die Regularien im Nationalpark Harz sowie im Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz.

Neben dem Brocken gibt es weitere Berge, die fast bis an die Tausend-Meter-Marke heranragen: Der Wurmberg mit 971 Metern, der Bruchberg mit 927 Metern und die Achtermannshöhe mit 925 Metern.

Auch der Wolf ist wieder da

Die Buchenwälder reichen im Harz hinauf bis in Höhen von siebenhundert Metern. Darüber breiten sich die Fichtenwälder aus. In den Laubwäldern hat die scheue Wildkatze dank eines reichhaltigen Nahrungsangebots wieder ihren Lebensraum gefunden.

So seltene Tiere wie Auerhuhn und Raufußkauz sind in den drei Bundesländern heimisch geworden. Das gilt auch für den Wolf, der aus Osten zugewandert ist. Fledermäuse waren lange Jahre in dieser norddeutschen Mittelgebirgsregion gefährdet, doch dank umfangreicher Schutzmaßnahmen gibt es nun wieder größere Kolonien.

Schätze lagen unter der Erde

Dem Reichtum im Boden verdankt der Harz seine wirtschaftliche Bedeutung über viele Generationen. Schon vor dreitausend Jahren, in der Bronzezeit, gab es hier die ersten Versuche, die Schätze ans Tageslicht zu befördern. Clausthal, Bad Grund, Zellerfeld, Lautenthal, Altenau, Wildemann und Sankt Andreasberg waren die Hochburgen des Hüttenwesens im Harz. Auch Goslar, die ehemalige Reichsstadt, verdankte den Wohlstand der Bürger dem Erz aus dem nahen Rommelsberg.

Die letzte Hütte schloss 2007

Silber, Kupfer, Blei, Zink und Eisen – das waren die Metalle, die im Harz gefördert wurden. Das Silber stammte in erster Linie aus Straßberg, Elbingerode und Neudorf. Doch im Jahre 2007 wurde die Bergbau-Tradition in der Region endgültig zu Grabe getragen.

Die Grube Wolkenhügel in Bad Lauterberg schloss ihre Tore. Doch noch immer ist an vielen Orten im Harz die Industriekultur einer vergangenen Epoche zu besichtigen, was von zahlreichen Besuchern genutzt wird. Interessant ist die Grube Samson bei Sankt Andreasberg, die einstmals zu den tiefsten Bergwerken der Welt gehörte.

Wernigerode ein Besuchermagnet

Längst ist der Tourismus ein wichtiger Faktor der Region im Harz. Mit Kurorten, reizvollen Dörfern und Städten sowie einer guten Infrastruktur. Wernigerode ist mit seinem mittelalterlichen Flair einer der Besuchermagnete.

Der Wintersport steckt hingegen noch immer in den Kinderschuhen, da es in der kalten Jahreszeit sehr oft an Schnee mangelt. Wenn die weiße Pracht den Harz verzaubert, dann häufiger in den Höhen des Bergwaldes. Immerhin hat der Nordische Skisport im Harz ein paar Bastionen mit der Wurmbergschanze bei Braunlage, einer Biathlonanlage am Sonneberg und mit Langlaufloipen an der Odertalsperre.

Wildes Wasser und Mountainbike

Die hohe Zeit des Tourismus ist im Harz eindeutig zwischen Frühling und Herbst. Dann werden die Berge „lebendig“ durch eine große Zahl von Wanderern.

Begehrt ist bei vielen die Harzer Wandernadel, die man erwerben kann, wenn eine gewisse Zahl an Stempeln nachgewiesen werden. Stempelstellen gibt es im Harz fast überall – genau 222. Wildwasserfahrten werden immer beliebter, auch das Drachenfliegen vom Rammelsberg oder das Befahren der zahlreichen Mountainbikestrecken. Ein reizvolles Ziel ist auch die Iberger Tropfsteinhöhle.

Historische Klöster am Wegesrand

An Ausflugszielen mangelt es im Harz nicht, denn auch die Klöster sind ein Besuch wert. Zum Beispiel Ilsenburg, Michaelstein, Walkenried oder Drübeck. Das Oberharzer Bergwerksmuseum im Clausthal-Zellerfeld gewährt einen Einblick in die Geschichte der Region. Auf zahlreichen Höhen des Mittelgebirges gibt es für die Wanderer Aussichtspunkte von Türmen. So am Großen Knollen, Josephskreuz und Carlshaushöhe.